Wider die Natur – (m)eine stille Rebellion
Der Wecker zeigt Punkt 8. Der Sprecher der Nachrichten behauptet, es sei Punkt 9.
Es geht schon wieder los, denke ich, rolle mit den Augen und greife nach meinem Glas Wasser, das ich wie jeden Morgen in aller Ruhe trinke, bevor ich auch nur einen Fuß aus dem Bett setze.
Sommerzeit also?
Mhm. Draußen regnet es Bindfäden, und lediglich am Blütenstand der Wildpflaumen vor dem Fenster kann ich erkennen, dass irgendwo Freund Frühling herumgeistert. Frau Sonne scheint nach Jamaika entfleucht und hat ein Chaos von Wolkenbergen hinterlassen. Die olle Zicke! Na, die soll mal wiederkommen!
Aber, Spaß beiseite! Bei Sommerzeit geht es ja schon seit Jahrzehnten nicht ums Wetter. Leider geht es … Ja, worum geht es eigentlich? Ach ja, Energie wollte man sparen. Eine kleine Recherche offenbarte mir Informationen, die mir überhaupt nicht bekannt waren. Ihr könnt sie hier nachlesen.
Nun weiß man ja längst, dass das mit dem Energiesparen durch Zeitumstellung nicht so effektiv wie gedacht war. Nicht zuletzt deswegen diskutiert man ja inzwischen auch, die Zeitumstellung wieder abzuschaffen. Aber es herrscht Uneinigkeit, das Für und Wider wird fortgesetzt diskutiert, und so lange bleibt uns die leidige Umstellung erhalten.
Es ist doch nur ein Stündchen
Sollte man abwinken? Mit den Schultern zucken? Ich meine, nein. Denn Mensch und Tier brauchen immer noch (!) länger als gedacht, sich an die Umstellung zu gewöhnen. Babys vor allen Dingen haben mit der Veränderung zu kämpfen, und auch Tiere begreifen nicht, was da passiert.
Die Umstellung hat tiefgreifendere Folgen als einem lieb sein kann. Der Biorhythmus wird auf den Kopf gestellt. Und das gleich zwei Mal im Jahr. ‚
Die Organuhr lässt sich nämlich nicht mit Denken beeinflussen.
ORGANUHR?
Ja. Die gibt es. Die Chinesen wussten darum. In der TCM ist sie ein wichtiger Aspekt für die Zustände von Wohlbefinden, Gesundheit und Krankheit. Wer Genaueres wissen will, mag es hier einmal nachlesen. Es würde diesen Beitrag sprengen, wollte ich mich darüber ausführlich auslassen.
Wer aber die Zusammenhänge zwischen dem Körper (nicht nur) des Menschen und dem Tagesablauf erkennt und zu verstehen beginnt, wird dem Unsinn von Zeitumstellung und ihrem durchaus schädlichen Einfluss schnell auf die Spur kommen. – Wobei ich anmerken muss, dass die Zeitumstellung nur ein Aspekt ist, der sich schädlich auf das reibungslose, gesunde Funktionieren unserer Organuhr auswirkt. Denn im Grunde genommen ist die Welt, die wir uns geschaffen haben, auf zahlreichen Ebenen völlig widernatürlich.
Mhm. Da kommt mir der Gedanke, dass es ein wichtiger Schritt sein könnte, Menschen zum Umdenken zu bewegen. — Hach, ich wieder! Ich Träumerle, die immer noch glaubt, Menschen würden u m d e n k e n können. Regelmäßig werde ich unsanft aus diesem Traum geweckt, schon weil das Denken an sich aus der Mode gekommen ist. Man sollte einen neuen Trend kreien: „Let’s think again“ oder so.
Tja, nun hab ich mich ein kleines bisschen verlaufen. Mal gucken, was hab ich oben drüber geschrieben? … Aha! (m)eine stille Rebellion. Was hat es damit auf sich?
Seit dem vergangenen Jahr und der wichtigen Erkenntnis über den Zusammenhang der Organuhr und meinem Wohlbefinden stelle ich keine Uhr mehr um. Basta!
Na? Erschrocken? Lese ich die Frage nach dem „Wie geht das denn“ in euren Augen?
Es geht. Und es geht sogar sehr gut. Nein, ich verpasse keine Termine. Ich bin ja imstande, mich selbst täglich an meine festen Termine zu erinnern – es gibt schließlich Kalender, in die ich von Hand Daten eintrage.
Experiment
Im vergangenen Jahr war es ein einfacher Versuch, den ich machte, um herauszufinden, ob der Verzicht auf die Zeitumstellung „etwas“ mit mir macht. Die Wirkung war gleichermaßen verblüffend wie wohltuend. Während des Tages hatte z. B. ich das Gefühl, mehr Zeit zu haben, empfand weniger (Zeit-)Druck und schaffte einiges mehr über den Sommer. Vielleicht ist es „nur“ das Denken? Der Gedanke nämlich, dass es beispielsweise „schon“ 17 Uhr ist, was eine Stunde vor meinem offiziellen Feierabend ist, dann aber festzustellen, dass anderen diese letzte Stunde bereits fehlt, die mir noch zur Verfügung steht, sorgte in meinem Innern für ruhige Gelassenheit. Allein ein Denkprozess?
Ja, man mag nun glauben, dass hier die Gedanken eine wichtige Rolle spielen. Dem stimme ich ein wenig zu. Doch es ist nur anfangs so. Nach zwei, drei Wochen war ich einfach so im Fluss, dass Uhrzeit überhaupt keine Rolle mehr spielte. Im Einklang mit der Organuhr zu leben, macht einen Zeitmesser fast überflüssig.
Zeitlos
Mein Körper signalisiert mir, wann es Zeit ist, Nahrung aufzunehmen oder viel zu trinken. — Da sehe ich gerade vor meinem geistigen Auge all jene, die seit einiger Zeit mit ihren Wasserflaschen unterwegs sind, weil „man ja so viel trinken muss“. Niemand von ihnen bedenkt, welchen Stress sie den Nieren bereiten mit der ständigen Zufuhr von Flüssigkeit. Die Zeit, in der viel getrunken werden sollte, liegt gemäß Organuhr zwischen 15 und 17 Uhr. Und tatsächlich will mein Organismus mittlerweile in dieser Zeit viel Flüssigkeit aufnehmen, und damit unterstützt er die wichtige Arbeit der Blase.
Aber über diese Zusammenhänge gibt es gute Literatur … ich empfehle euch: Schaut rein!
Auch machte ich gute Erfahrungen damit, um allerspätestens 23 Uhr eingeschlafen zu sein. Wer will, dass sich der Körper (und der Geist) während der Nacht optimal regenerieren, sollte zusehen, um 23 Uhr zu schlafen. Die Wirkung ist erstaunlich.
Jedenfalls entziehe ich mich seit dem vergangenen Jahr und dem Experiment dem Unsinn der Zeitumstellung und weiß, dass die Naturgesetze nicht ausgehebelt werden dürfen, um (beispielsweise) Energie zu sparen. Daher betreibe ich mit Freude eine stille Rebellion, indem ich mich fortgesetzt dem Blödsinn der Zeitumstellung verweigern werde. Vielleicht wird die Welt ja irgendwann wach werden und sich mir anschließen?
Ich muss gerade herzhaft lachen über solches Ansinnen. Aber Lachen ist gesund, und heutzutage ist Humor überlebenswichtig, andernfalls man den Schachsinn, der die Welt beherrscht, kaum ertragen kann.
Die Frage, ob der Mensch jemals begreifen wird, dass er nicht Herr über die Natur sein kann, nicht sein sollte und … es nicht sein DARF, wird mich wohl den Rest meines Lebens beschäftigen.
Foto darf „kostenlos geteilt und gewerblich genutzt werden“ https://www.holisticbynature.com.au/2014/04/why-you-wake-up-at-the-same-time-every-night-pt-1/