Wichtige Voraussetzung allen Seins
Klick! Laut und deutlich hörte ich es vor wenigen Minuten.
Ich beschreibe die Situation, die dazu führte: Samstag, 18. Juni 2022, gut geschlafen, Frühstück bereitet, mit dem Tablett nach draußen auf die Terrasse gegangen. Die Vögel singen, als gäbe es kein Morgen – das tun sie übrigens immer. Sie verbreiten dabei eine solche Freude, geradezu Euphorie, dass ich das Dauerlächeln nicht lassen kann. Der Blick auf die Wiese … da stehen in trotziger Anmut zahllose gelbe Blümchen, die ihre Blüten Richtung Sonne strecken. Ich hab vor zwei Wochen den Rasen gemäht und vielen von ihnen auf dem Stück, das ich zu pflegen habe, den Garaus gemacht – dachte ich. Aber: Nur zwei, drei Tage später stehen sie wieder auf. Wie kleine Antennen schießen sie aus dem Boden, haben schon wieder kleine Knospen, und in ein, zwei Tagen werden sie auch gelb aufblühen. Sie wogen im Wind, der über die Wiese streicht, sanft hin und her.
Ich beobachte Insekten, die ich teilweise noch nie gesehen habe. Sie schwirren über Grasnelken, Johanniskraut, Lavendel und Margeriten, besuchen meinen Tisch, verweilen angstlos, putzen sich mit ihren winzigen Beinchen die Fühler und die punktähnlichen Köpfe. Eine Elstermutter mit drei halbwüchsigen Kindern landet auf der Wiese. Die „Kleinen“ verlangen lautstark nach Futter. Und auch der Rotschwanz schaut wieder vorbei, dieser kleine scheue Gesell, der sich trotz seiner Scheu fast regelmäßig auf einer Latte des Zauns niederlässt und eine Weile bleibt …
Frieden. Ich atme ein, ich atme aus, ich schließe die Augen und lausche. Ich schaue, und ich sehe nichts als vollkommenen Frieden. Das Herz wird mir ganz weit und ich immer ruhiger.
So weit die Situation heute Morgen. Wie übrigens fast jeden Morgen, wenn das Wetter es zulässt, dass ich zu dieser frühen Stunde schon auf der Terrasse sitzen und frühstücken kann.
Klick!
Was braucht der Mensch wirklich?
Wenig, behaupte ich. Seit Jahren schon beobachte ich bei mir selbst eine immer größere Bescheidenheit. Während andere Menschen in meinem Umfeld nach weiteren Kunden, noch mehr Umsatz und Einkommen, Einfluss und/oder Bekanntheit streben, gehe ich quasi rückwärts. Ich habe mal genau hingeschaut, was wirklich nötig ist, und stellte dabei fest, dass ich deutlich weniger tun muss, um für dafür zu sorgen.
Nach dieser Erkenntnis plane ich, mein „Geschäft“ zurückzufahren, wie man so schön sagt. Dabei suche ich mir die schönen Aufträge heraus, bei denen ich leidenschaftlich zu Werke gehe und viel Freude empfinde, statt jedem helfen zu wollen und mich mit qualitativ weniger Werken und ihren Urhebern selbst zu quälen. Denn leider hat die Erfahrung gezeigt, dass Letztgenanntes nicht zu Selbstquälerei ist, sondern dass diese Menschen mich auch oft in einer Weise (heraus-)fordern durch unangemessene Ansprüche und teilweise sogar richtig mies behandeln, was meinerseits zu Unmut, Frustration und erst kürzlich zu dem Wunsch führte, meinen schönen Beruf an den Nagel zu hängen. Gottlob sind es ganz wenige meiner Auftraggeber nur, und den letzten Gedanken ließ ich rasch wieder fallen. Doch diese wenigen Überanspruchsvollen mehrten sich auffallend. Das betrachte ich als Zeichen.
Also das brauche ich dann wirklich nicht. Ich bin überzeugt, das braucht kein Mensch. Und was brauchen wir wirklich?
- Ein Dach über dem Kopf
Sei es noch so bescheiden und mag es auch diverse Macken haben, wenn es das ist, was wir uns leisten können, machen wir das Beste daraus. Erst im Vergleich zwischen „bescheiden“ und „edel“, um es mal so platt zu beschreiben, entsteht der Wunsch, die Sehnsucht, das Begehren, eben mehr zu wollen. Und wenn uns die Mittel fehlen, sind wir schnell im Stress, kommen wir nicht schnell genug voran, entstehen Enttäuschung, Frust, totale Unzufriedenheit. Stattdessen: Entwickeln wir doch unsere Kreativität und gestalten uns unser Heim schön. - Lebensmittel
Ein weitreichendes Thema. Ich denke dabei nicht an die Qualität allein, sondern vor allem an die Quantität. Der Mensch isst zu viel. Punkt. Viel zu viel.
Einfacherweise stelle jeder mal seine Ernährung auf den Prüfstand … Auch im Hinblick darauf, was er alles in die Mülltonne befördert. Der Mensch braucht wenig. Sehr wenig im Grunde genommen. Doch das verwirrende Überangebot gefühlt tausenderlei Marken und Variationen (ich denke da vor allem an Frischmilchprodukte, Wurstwaren, um nur zwei zu nennen) verführt. Hinzu kommt Werbung, Preisdumping und natürlich die Möglichkeit, denn Geld ist ausreichend verfügbar … wenn nicht in bar, gibt es die EC-Karte doch her.
Also hier keine Tipps, was der Mensch „nur“ zum Essen braucht, sondern der Hinweis, einfach mal richtig und auch kritisch hinzuschauen, was im Einkaufswagen landet.
Beziehungsweise in der Tonne … - Eine Arbeit
Ja, die hätte vielleicht ganz nach oben unter 1. gehört, aber das ist mir erst jetzt eingefallen. Warum? Vielleicht komme ich noch drauf.
Wie dem auch sei, der Mensch braucht Aufgaben. Also einen Job. Egal, was er dabei tut, es sollte Freude und Zufriedenheit am Ende eines Arbeitstages gefühlt werden.
Hier setze ich einen Punkt.
Vielleicht lasse ich mich mal über das Thema Bildung und Ausbildung in einem neuen Beitrag aus, denn es ist ein sehr weitreichendes, bei dem wir auch mal genauestens hinschauen müssen, was da nun notwendig ist und was nicht. Abseits dessen, was so politisch gewollt und gesellschaftlich gefordert und angestrebt wird. - Ein nährendes soziales Umfeld
Mit anderen Worten, Menschen. Nährend deswegen, weil es nur solche sein sollten, die einem guttun. Natürlich kann man sich mit solchen Menschen auch mal auseinandersetzen, unterschiedliche Meinungen diskutieren, sich gar streiten. Aber wenn es die „Guten“ sind, die zu uns passen, respektiert man einander, und eher vertiefen sich diese Beziehungen über die Reibung einer sogar harten Diskussion, als dass sie zerbrechen. - Kommunikation
Das ist nicht nur an das soziale Umfeld gekoppelt, versteht sich. Wir kommunizieren in vielfältiger Weise. Zum Beispiel auch, wenn man wie ich heute Morgen in der Natur ist und pures Sein genießt. Lacht oder lacht nicht darüber, aber ich rede sogar mit Bäumen und Schmetterlingen, mit Vögeln und Käfern, wenn es sich ergibt. Mit Pflanzen sowieso, und das bekommt ihnen richtig gut, wie ich an meinen Zimmerpflanzen erkennen kann. - Ruhe
Nicht nur von Zeit zu Zeit brauchen wir sie. Meines Erachtens sind Städte reinstes Gift für unsere Nerven. Ich muss gar nicht einzelne Aspekte des Städterdaseins aufzählen, es ist das Gesamte. Schon die Dichte, in der die Menschen in Städten wohnen, arbeiten, einkaufen etc. ist Gift für das Dasein. Der Mensch braucht Raum um sich herum, um atmen zu können.
Ich bin ein Stadtrandkind, mit direkter Nähe zu einem Waldgebiet aufgewachsen. Später habe ich ausschließlich am Stadtrand, und zwar am äußersten, gelebt. Zuletzt bin ich richtig aufs Land gezogen. Hier habe ich Raum, hier habe ich alles, was ich – und wie ich denke jeder Mensch – braucht, um sich wohlzufühlen. So brauche ich beispielsweise auch keine Urlaubsreise, um „mal zur Ruhe“ zu kommen und entspannen zu können: Ich habe hier alles, was der Entspannung dient, jederzeit verfügbar, denn ich lebe in einem stressfreien Umfeld. Ein ungeheurer Luxus! - …
Lustig, da fällt mir gerade nichts weiter ein.
Vielleicht mögt ihr ja in Kommentaren diese Liste erweitern?
Auch für Kritik an 1. bis 6. bin ich offen. Ein Mensch – seine Meinung. Viele Menschen – viele Meinungen. Hey, das ist Leben live, das macht es aus. Also nur zu! Kritisiert, erweitert, schmückt aus und ergänzt 7., 8., usw. herzlich gerne.
Frieden braucht der Mensch
Das hätte Punkt 7 sein können. Eigentlich auch Punkt 1. Aber ich meine, dieser Aspekt braucht eine eigene Überschrift.
Der Frieden ist die Grundlage menschlichen Seins. Gleichzeitig auch Hülle des Ganzen. Denn ohne Frieden macht alles andere keinen Sinn. Äußerer Frieden lässt uns Sicherheit fühlen. Brauchen wir uns nicht fürchten, weil wir nicht bedroht werden, sind wir gelassen und können uns entfalten. Frieden ist unabdingbar.
Eine wichtige Voraussetzung für den äußeren ist m. E. der innere Frieden. Ich bilde mir ein, dass ich, wenn ich zufrieden in einer gewissen Bescheidenheit mein Dasein gestalte, nicht begehrlich und/oder gar neidvoll auf das Mehr, über das andere verfügen, schiele, kein Konflikt entstehen kann. Konflikt im Hinblick auf die Störung meines inneren Friedens und damit kein Konflikt im Außen. Denn schlimmstenfalls könnte ich ja des Nachbarn wertvolles Wasauchimmer klauen, damit ich es habe, und schon hätte ich Unfrieden, Auseinandersetzung … nicht gleich mit Waffengewalt, aber doch Streit, der vor einem Gericht landen könnte mit entsprechenden Konsequenzen.
Zugegeben, das ist sehr einfach gedacht. Aber auch das gehört für mich dazu: einfach zu denken.
Ich bin.
Zufriedenheit schöpfe ich daraus, dass ich nur das habe, was ich brauche.
Dankbarkeit resultiert daraus und eben der innere Frieden. Den strahle ich aus, andere reflektieren das – unbewusst.
Die Wirklichkeit gestalten
Ich fantasiere mal weiter … Was ich oben schilderte und im Abschnitt zuvor am Ende äußerte, lässt mich überzeugt sein, dass wir allein die Wirklichkeit gestalten. Und zwar nicht nur unsere eigene im begrenzten Rahmen unseres Umfelds, sondern in der ganzen Welt. Ein etwas heroischer Gedanke, das gestehe ich. Aber meine Überzeugung, dass das funktioniert, geht tief.
In diesem Moment wird mir das Herz mal wieder ganz weit. Das fühlt sich an, als wachse es mir in die Arme hinein bis in die Hände. Und die Arme möchten sich ausstrecken, wachsen und die ganze Welt umarmen. Kennt ihr das? Habt ihr das auch schon mal erlebt?
Für mich ist so ein Gefühl immer dann vorhanden, wenn ich schreibe wie ich es gerade tu. Wenn ich in dieser Weise denke und fühle. Das empfinde ich als totales Sein. Ich bin nur ein kleines Teilchen dieses Universums, aber eben auch das Ganze. Darin liegt ein gewisses Machtgefühl, ein wohltuendes Gefühl, das mich in meiner Verantwortung auffordert, meine Gedanken auf das Positive auszurichten.
Wenn es viele, wenn es alle tun würden, wäre es der Tod der Destruktivität dieser Welt …