Für mich läuft es immer noch fantastisch OHNE Facebook. Ich vermisse nichts. Ganz im Gegenteil hab ich einen nicht unbeträchtlichen Zeitgewinn, da ich nicht mehr online „vorbeischauen“ muss, ob sich jemand für meine Angebote (Dienstleistungen) interessiert, Fragen beantwortet haben möchte oder einen Kommentar zu meinen Büchern geschrieben hat. Soweit zum Vorteil. Und privat?
Ist das Leben denn schon komplett virtuell?
Zugegeben das muss ich fast bejahen. Das ist schlimm.
Auch das Privatleben hat es vollends erwischt. Ausschlaggebend war ein Satz meiner Schwiegertochter, die meinte: „Ach ja, seit du nicht mehr auf Facebook bist, kriegst du das ja nicht mit.“ Und dann zeigte sie mir auf ihrem Smartphone schöne Landschaftsbilder von einer Wanderung.
Mein Hirn muss solche Sätze erstmal eine Weile verarbeiten. Daher stellte ich mir die nachfolgende Frage erst während meines Nachhauseweges: Seit ich Facebook den Rücken gekehrt habe, erfahre ich nicht mehr, was meine Kinder unternehmen und erleben, wie sie sich fühlen und was sie so treiben? Ist das wirklich so?
Diese Fragen habe ich mir nicht zum ersten Mal gestellt.
Der Verdacht bestand schon länger
Ob ich erschrocken, erschüttert oder „nur“ enttäuscht war, kann ich nicht sagen. In mir blubberte so ein Brei aus allen Gefühlen.
Eine Ahnung, eine Vermutung, ja die Befürchtung, dass Facebook mit seinen Möglichkeiten längst eine ziemlich große Distanz zwischen mir und mir (eigentlich!) nahestehenden Menschen geschaffen hatte, wurde mit dem Satz meiner Schwiegertochter quasi festgeschrieben. Und ich hatte immer noch gedacht, gehofft, dass ich das alles vielleicht nur zu übersensibel so empfinden würde.
Ein Irrtum! Mein Gefühl täuschte mich nicht. Wie ja überhaupt selten.
Realität
Es ist Fakt, dass die Menschheit zunehmend virtuell lebt.
Vom Kennenlernen via online-dating über Fernstudium und inzwischen auch Schulunterricht, Werks- und Konzern-Konferenzen weltweit via Zoom und Co. bis hin zum virtuellen Rundgang, wenn man Haus oder Wohnung mieten/kaufen will … und die vielen anderen Dinge des Lebens ist alles bereits ohne jeden persönlichen Kontakt möglich. Selbst gemeinsames Filmegucken (Amazon bietet es an, wenn ich das mit der „Watchparty“ richtig verstehe) und eine Geburtstagsparty feiern womöglich auch – in Kürze wird nichts mehr unmöglich sein per Internet.
Der Gedanke ist gruselig! Kein Büffet mehr mit Leckereien, die ein/e Gastgeber/in für die lieben Freunde kreiert hat? Keine Umarmung mehr vor Freude oder als Trost für einen traurigen Freund? Kein Kinobesuch mit Popcorn und Cola o. ä. mit Freunden und anschließendem gemütlichen Beisammensein?
In Anbetracht der Drohung einer nicht kleinen Gruppe von kritischen Zeitgenossen, dass uns in Bälde gar eine „virtuelle Diktatur“ ins Haus steht, frage ich mich, ob diese Nachricht mich noch erschrecken kann. Nach meiner Auffassung ist es bereits schrecklich genug!
Ich denke in diesem Moment, dass wir längst da angekommen sind, wo die sogenannten ‚Verschwörungstheoretiker‘ die Weltgesellschaft in Zukunft sehen. Und, ich hab’s schon mal geschrieben: theoretisch erscheint da gar nichts (mehr).
Science Fiction ist Realität.
Wer dient wem?
Ich bleibe dabei. Für mich zählt auch in Zukunft das Direkte, das Unmittelbare, das Zwischenmenschliche … Und ich habe nicht erst mit meiner Abkehr von Facebook entschieden, mich den allgemeinen Strömungen zu widersetzen. Was virtuell möglich ist, muss nach meiner Auffassung genauso klug, sinnvoll und selbst-kontrolliert sowie sparsam(!), wenn nicht gar spärlich und auf das Notwendigste beschränkt gehandhabt werden, wie jede andere Nutzung hilfreicher Instrumente, natürlicher Ressourcen und Energien etc. auch. Dafür hat uns die Natur unser fantastisches Gehirn geschenkt, das zu lernen imstande ist, das wir klug nutzen können und das uns hilft, bewusst mit allen Geschenken des Lebens umzugehen.
PC und Internet, Telefon und Handy usw. sind Werkzeuge, die UNS dienen sollen, nicht umgekehrt. Plattformen wie Facebook und andere ähnliche sollen einen Zweck erfüllen, nämlich Menschen zu vernetzen, insbesondere über weite Entfernungen; wie z. B. Freunde, die man in USA oder in Timbuktu hat, Familienmitglieder, die im Ausland leben und arbeiten (müssen) … Es kann nicht sein, dass sich menschliches Leben vollständig via Computer/Internet abspielt und man zum Außenseiter wird, weil man sich dem klug und bewusst entzieht.
Das wäre mittel- oder langfristig der Untergang nicht nur der Menschlichkeit, sondern der Menschheit. Denn wir sind soziale Wesen, wir sind intelligent und brauchen einander. Wenn dies verkümmert, besteht die Welt irgendwann tatsächlich aus Robotern und wenigen, die sie programmieren und steuern. – Dass Letztgenannte Sterbliche bleiben, ist ein schwacher Trost.
Hoffnung
Mhm.
Inwieweit haben wir die Macht, die vielleicht drohenden Entwicklungen zu stoppen?
Ich denke, diese Macht haben wir. So wie wir beispielsweise die Macht haben, Fernsehprogramme zu bestimmen, Angebote in Supermärkten steuern zu können u. a. m. Verweigern wir den TV-Machern die Einschaltquoten, gehen ihre Einnahmen runter. Sie werden schleunigst dem Verbraucherverhalten entsprechend ihre Programme verändern. Wenn aber TV als „Hintergrundbeschallung“ mit allem möglichen Sch…ß (sorry!) läuft, werden Einschaltquoten geliefert, obwohl niemand wirklich schaut. Erkennt ihr den Mechanismus?
Und wenn wir keine Produkte kaufen, die in sogenannten Billiglohnländern gefertigt wurden, wo z. B. kleine Kinderhände an der Produktion beteiligt sind oder Menschen unter mehr als verachtungswürdigen, lebensgefährdenden Umständen für wenige Cent schuften, brechen die Profite derer ein, denen Menschenleben völlig schnuppe sind.
Wenn wir endlich wieder ein Bewusstsein dafür bekommen, dass WIR diejenigen sind, die unser Leben vollumfänglich bestimmen können, gehen die Felle derer, die zurzeit die „Welt regieren“, um es mal so drastisch auszudrücken, den Bach runter.
DAS VERÄNDERT DIE WELT. WIR KÖNNEN DIE WELT VERÄNDERN.
Und das ist meine – tatsächlich allerletzte – Hoffnung, dass es nämlich genug kritische Zeitgenossen gibt, die keineswegs ‚Verschwörungstheoretiker‘ sind, die aber auch keine Angst damit erzeugen, dass sie propagandistisch die Gegenseite verteufeln, womit sie sich keinen Deut besser machen und ebenso wenig ihre Ziele ausdrücken wie diejenigen, die gerade „am Drücker“ sitzen. Zeitgenossen, Menschenfreunde, die sich dem Sog, in dem wir uns alle befinden, energisch widersetzen.
Friedlich, gewaltlos, aber standhaft und bewusst.
In der Tat eine Hoffnung nur, aber die stirbt nie.
Foto von <a href=“http://Bild von <a href=“https://pixabay.com/de/users/alexandra_koch-621802/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=5167472″>Alexandra_Koch</a> auf <a href=“https://pixabay.com/de/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=5167472″>PixabayAlexandra Koch http://www.pixabay.com