Der unkritische Mensch

Was ist los mit den Menschen? Entwickeln sie sich nicht weiter?
Haben wir den Zenit menschlicher Entwicklung überschritten? Diese Frage stellte mir kürzlich jemand, der am Geist der Menschen ernsthaft zweifelt. Sie seien so leicht verführbar, viel zu schnell verwirrt und – zurzeit extrem – glauben alles, was ihnen erzählt und gezeigt wird und sind darüber hinaus unfassbar leicht in Angst und Panik zu versetzen. Da entstehe bei ihm der Eindruck, dass der gesunde Menschenverstand sich verabschiedet.

Ich teile seine Beobachtung. Lange schon und nicht erst seit das Schreckgespenst eines kleinen unsichtbaren Virus (nicht das erste und auch nicht das einzige oder letzte seiner Art) uns als neue Geißel und tödliche Bedrohung für die Menschheit „verkauft“ wird. Das …

brillante Geschenk der Intelligenz …

liegt meines Erachtens verlotternd brach.
Der Mensch verfügt über Intelligenz, die er eigentlich tunlichst nutzen sollte. Doch anstatt eine Situation mit klarem Geist zunächst einmal kritisch zu prüfen, verfällt der Mensch sofort in Sorge und Angst, wenn man ihm ein bedrohliches Etwas nur eindrucksvoll mit modernen Mitteln der Technik (Bild und Ton) und den Kniffen entsprechender Kommunikation (verbal und körpersprachlich) vor Augen führt und zu Gehör bringt. Und in unserer stets und ständig auf vollumfängliche Information bedachten Welt ist es dann die permanente, sozusagen gebetsmühlenartig wiederholte Bild-Ton-Kommunikations-Flut, die sich im Bewusstsein verankert und Befürchtungen fleißig am Leben hält. Setzt auch dann noch kein Denken ein, ist zunehmende Angst vorprogrammiert. Und wir wissen alle, dass in großer Angst, ja Panik, vernünftiges Denken ausgeschlossen ist. Natürlicherweise verlagert sich die Reaktion in einer bedrohlichen bzw. als bedrohlich empfundenen Situation auf den Körper. Früher wurde angegriffen oder weggelaufen. Aber der Säbelzahntiger, mit dem eine Begegnung wirklich lebensbedrohlich war und eine Auseinandersetzung häufiger zu seinen Gunsten ausging, ist tot, heute sind die Feinde andere, häufig irreal, meistens konstruiert – von uns selbst und von Menschen, für die es von Vorteil ist, wenn wir Angst haben.
Das Adrenalin, das früher durch Aktion abgebaut werden konnte, bleibt im Körper aktiv.
Schaltet es vielleicht das Denken ab?

Der Mensch verliert seine Fähigkeit, kritisch zu sein

Wenn ich mich in meiner Umgebung so umschaue, besser: umhöre, stelle ich ziemlich erschrocken fest, dass die wenigsten Menschen die Informationen hinterfragen, die sie lesen und hören, und auch die präsentierten Bilder in TV, Internet und Zeitung im jeweils gezeigten Kontext einfach als wahr akzeptieren.
Oft fehlt aber das „Davor“ bzw. das „Danach“. Je nach gewünschtem Ziel sind Bilder von „Davor“ einfach abgeschnitten worden. Und nicht nur Bilder werden zusammengestellt, sondern auch Text, Aussagen von Menschen in Interviews zum Beispiel. Ein und dieselbe Aussage kann je nach Zusammenschnitt den eigentlichen, sehr vermutlich wahren, Kontext verlieren.

Kinder können es – noch!

Wie sehr bewundere ich Kinder, die, sobald sie sprechen können, ihren Eltern und anderen Erwachsenen manchmal sogar auf den Geist gehen mit ihren vielen Fragen:

Wieso?

Warum?

Weshalb

Woher?

Und dann?

Und dann …? UND DANN???

Seien wir doch auch wieder wie Kinder! Stellen wir Fragen, kritische vor allem, und bestehen darauf, direkte und auf unsere Fragen unmittelbar bezogene Antworten zu erhalten. Und wer nur mit „möglicherweise“, „eventuell“, „tendenziell“, „gegebenenfalls“, „vielleicht“, „könnte“ … antworten kann, sollte einfach mal sagen: Das weiß ich nicht. Das Eingeständnis von Unwissenheit ist eine Tür zum Dialog, ein Weg zu Gemeinschaft, in der dann beide Parteien gemeinsam die Fragen stellen.

Bild von Christian Dorn auf Pixabay

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