…, aber mit ihnen fängt jede Entwicklung des Menschseins an.
Als Monika noch ein Kind war, erfuhr sie, dass die großen Leute alles sagen und tun durften, ohne Rücksicht auf ihre kleinen Wünsche und Träume. Auch ohne Rücksicht auf ihre physische und psychische Unversehrtheit, auf die jedes Lebewesen ein Recht hat. Die Erwachsenen hörten selten zu, kritisierten jedoch ständig, was sie sagte, und ebenso ihre fantastischen Gedanken, die sie oft spontan aussprach. Sie demütigten, beleidigten und schlugen sie oder straften mit „bösem Blick“.
Alle anderen sind okay – Monika nicht
Wenn andere Leute, wie Nachbarn, Lehrer oder Verwandte über Monika schimpften, sich beklagten oder ihr zu nahetraten, war das immer richtig. Sie sollte sich mal nicht so anstellen und viel besser benehmen, sagten (auch) ihre Eltern. Sie lernte, brav stillzuhalten, nichts zu hinterfragen, einfach mitzumachen und es als normal hinzunehmen, sogar wenn es ihr völlig unsinnig erschien, unangenehm, schmerzhaft, beschämend und absurd war. Die anderen hatten ja immer recht. Und wenn Monika sich verhielt, wie es die anderen von ihr wollten, waren ihr sie wohlgesonnen.
Das Leben war dann für sie viel weniger schmerzhaft.
Wenn Monika trotzdem einmal wütend oder traurig war, ging sie ins Kinderzimmer und würgte das Kopfkissen auf ihrem Bett oder boxte hinein, bis sie nicht mehr konnte und schrie stumm in dieses Kissen hinein.
Irgendwann beschloss sie, einfach abzuwarten, bis sie selbst ‚groß‘ wäre. Sie glaubte, dass sie nur erwachsen werden müsse, damit sie sich selbst würde schützen können.
Was sie nicht wissen konnte, ist das Fatale an der Entwicklung …
Solchermaßen in jungen Jahren konditioniert, ändert Verhalten sich nicht einfach durch erwachsen werden. Schlimmer noch: Es setzt sich im Erwachsenenalter fort. Und es fanden sich immer wieder Menschen in Monikas Leben ein, die genau das nutzten. Unbewusst vielleicht, aber dennoch manipulativ für eigene Zwecke. Und immer noch und immer wieder verhielt sie sich, wie man es von ihr erwartete. Nahm hin, duldete und machte mit – immer so lange, bis sie es nicht mehr ertrug, ihr Körper rebellierte und sie ‚gewaltsam‘ Grenzen setzen musste, indem sie Beziehungen abrupt beendete und auf Nimmerwiedersehen verschwand.
Erkenntnis kommt, irgendwann
Das Gute an erwachsen sein und Lebenserfahrung ist, dass Monika nach vielen Enttäuschungen und schmerzvollen Erfahrungen irgendwann die Erkenntnis über die Ursachen gewann. Und als sie erkannte, dass sie das Verhalten der Menschen in ihrem früheren Leben selbst auf jene projizierte, die ihr heute wirklich wohlgesonnen sind, wurde ihr das Fatale an ihrem Verhaltensmuster bewusst. Und deshalb sind es heute noch immer ein paar unbedeutend scheinende Kleinigkeiten, die verletzend in ihr wirken wirken, obwohl diese gar nicht so gemeint waren.
Jetzt gilt es, das zu überwinden. Erkenntnis allein wird ja nicht helfen, denkt Monika. Die Ratio kann alles gut sortieren. Die Gefühle alter Traurigkeit und daraus resultierender Wut treten inzwischen vermehrt ans Tageslicht und verlangen nach Aufmerksamkeit. Sie sein zu lassen, sie liebevoll anzunehmen und nicht zu schlucken, zu ignorieren und vergessen zu wollen wie bisher, ist jetzt ihre Aufgabe. Das Selbst selbst zu schützen und sich zu Ablehnung, Abscheu und Unbehagen klar und entschieden zu positionieren, diese neue Konditionierung muss geübt werden.
Sie will nie wieder ja sagen, wo sie nein fühlt
Kein leichter Weg, Monika weiß das, aber wenn nicht jetzt, wann dann?
Ich bediene mich in dieser kleinen Geschichte (vielleicht wird ein Buch draus …) ein bisschen der Sprache des „Kleinen Prinzen“, der auch von den wundersamen „großen Leuten“ spricht. Er beschreibt so herrlich naiv, aber äußerst tiefsinnig und klug die Erwachsenen, die er, als Prinz in seinem Herzen ein Kind geblieben, mit Staunen und Unverständnis beobachtet und beschreibt.
„Der kleine Prinz“ sollte m. E. Pflichtlektüre (nicht nur) für Eltern sein.
Und es passt diese Betrachtung meiner Meinung nach auch auf die heutige Zeit bezogen auf die Politiker (als wundersame „große Leute“) wie ich sie gerade zurzeit mit Staunen und Unverständnis beobachte.
Bild von 愚木混株 Cdd20 auf Pixabay