Nobody needs Facebook …

Oder doch?
Ein paar Tage dachte ich – zum wiederholten Male – darüber nach, was ich eigentlich bei Facebook mache. Wozu hatte ich mir vor etwa acht Jahren diesen Account eingerichtet?
Ich erinnerte mich: Der Grund war ein Umzug in ziemlich weite Ferne. „Man“ meinte, über Facebook würde „man“ in Verbindung bleiben … mhm, ich war damals zwar schon nicht überzeugt, richtete aber dennoch ein Facebook-Konto ein. Etwas später riet mir ein erfahrener Medienberater, dass niemand ohne eine Facebook-Seite für sein „Geschäft“ auskomme, das sei einfach Zeitgeist. Überdies müsse „man“ dann auch mindestens einmal pro Woche etwas posten.
So so so, was „man“ nicht alles müssen soll …

Die Zeit verging

Ja, was soll ich sagen? Die Verbindungen bestanden daraus, dass ich über die Posts erfuhr, was meine „Freunde“ so treiben. Wobei „Freunde“ in der Facebook-World eher nicht die Bedeutung hat, die ich dieser Bezeichnung beimesse. Aber, so what? Die Welt dreht sich, die Dinge verändern sich ständig, warum nicht auch der Umgang mit dem Begriff „Freund“.
Auch eine Facebook-Seite unterhielt ich, fütterte sie brav einmal wöchentlich.
Ich war also drin. Und das inzwischen fast acht Jahre. Tja, und einmal wöchentlich reichte irgendwann nicht mehr. Und was brachte es? Nichts.

Permanentes Schwanken

Schade eigentlich, dass ich nicht Buch darüber führte, wann Facebook nervte, wann Posts mich abstießen statt zu erfreuen, wann ich sie strohdumm, blöd und überflüssig fand, wann Kommentare mich auf die Palme brachten, wann Werbung mir den letzten Nerv zu töten versuchte, wann mich „Anmache“ durch einsame Männer aus fernen Landen mich beinah wütend machten, wann …
Ja, eines Tages stellte ich fest, dass ich über die Posts meiner Kids Dinge erfuhr, von denen ich andernfalls (vermutlich) nie etwas erfahren hätte. Denn statt mehr oder weniger regelmäßig zu telefonieren oder sich zu treffen, hatten wir ja Facebook. Wie überaus praktisch: Man muss nirgendwo hinfahren, niemand muss Kuchen backen, Kaffee kochen oder gar ein Essen vorbereiten (wobei es auch ganz ohne irgendwas geht, Hauptsache man begegnet sich). Man spart ungeheuer viel Zeit, wenn man nur noch Bildchen hochlädt und Zwei- bis Dreiwortsätze dazuschreibt. Man bleibt einfach in Verbindung.

Als ich das erste mal schwankte, wohnte ich nur wenige Kilometerchen von meinen Kids entfernt, aber ich bekam zunehmend das Gefühl, dass die räumliche Distanz überhaupt keine Rolle spielte. In der Ferne brachte uns Facebook keineswegs „näher“, und in der räumlichen Nähe änderte sich an der Pflege der Verbindung auch nichts. Es blieb überwiegend bei Facebook.
Rein virtuell. Oberflächlich. Nix Nähe.

Okay, ich will ehrlich bleiben: Man traf sich natürlich auch mal. Es gibt ja immerhin Geburtstage … Weihnachten … Ostern …

Welchen Sinn macht Facebook für mich? Mein Geist ist ein wunderbarer Freund. Was er nicht versteht, kaut er immer wieder durch, und kommt er zu keinem befriedigenden Ergebnis, meldet er es dem Verstand. Das tut er so lange, bis eine vernünftige Reaktion erfolgt.
Als das Schwanken zunahm, der Geist schlicht keine Ruhe gab, wurde die Frage nach dem Warum Facebook immer drängender.

Und Facebook selbst „drängelte“ auch. Mal verkrümelten sich „Freunde“, mal gab es weniger „Gefällt mir“ für meine Seite. Das nagte an meinem Innern, wie ich widerwillig feststellte. Anfangs versuchte ich noch herauszufinden, wer sich verkrümelt hatte bzw. sein „Gefällt mir“ zu meiner Seite entfernt hatte, bis mir klarwurde, welchen Unsinn ich da trieb.
Und Facebook „mahnte“, meine Freunde hätten so lange nichts mehr von mir gehört …
Ich seufzte, aber was soll ich den „Freunden“ erzählen, da es in der Flut von Informationen bei allen untergeht? Da begann ich, solche Meldungen zu ignorieren, und ich pfiff auch auf die sich verdünnisierenden „Freunde“. Die verbliebenen wussten nicht mal, wann ich Geburtstag habe. So lange mein Geburtsdatum öffentlich war, reagierten sie mit Gratulationen – wie Automaten!!! Als ich das Datum, zunächst als Test, privatisierte, rührte sich niemand mehr. Bezeichnend, fand ich, und ließ es dabei bewenden.

Krisen sind sinnvoll

Ob das nun die aktuelle C-Krise ist oder eine beliebige andere ist oder schlicht mein Alter, es stellt sich mir zunehmend häufig die Frage nach dem Sinn. Was brauche ich wirklich, was ist mir tatsächlich wichtig und tut mir das, was ich habe gut? Wer will ich weiterhin sein, und womit will ich meine kostbare Zeit erfüllen? Was bringt mich weiter? – Nicht beruflich, sondern in meinem Sein. Wenn ich es genau erinnere, stelle ich mir diese Frage schon sehr viel länger.
Aber ich bleibe jetzt mal bei der C-Krise. Ist euch, sofern ihr einen Facebook-Account unterhaltet, aufgefallen, dass es keine Posts mehr über z. B. aktuelle Meldungen des RKI zur Corona-Krise gibt? Auch Politiker sind auf Facebook bezüglich der C-Krise ziemlich still geworden.
Parallel gibt es in den Nachrichten nur noch den Hinweis auf derzeit steigende Infektionszahlen. Nicht mehr Zeit als ein oder zwei Wimpernschläge benötigt der Satz der charmanten Petra Gerster, wenn sie über die aktuellen Zahlen spricht.
Covid 19 ist in der Öffentlichkeit kein medizinisches Problem mehr, wie es scheint, dafür gibt es nun „strenge Kontrollen“ und bei Verstößen hohe Bußgelder für Maskenmuffel. die Androhung nicht nur von Geldstrafen, sondern insbesondere der Hinweis, wie schändlich sich Maskenverweigerer verhalten, wie unmenschlich, rücksichtslos und egoistisch sie sich gebärden, ist Sendezeit wert. Der Fokus liegt längst nicht mehr auf diesem Virus, sondern viel stärker darauf, wie man die Menschen kontrollieren und manipulieren kann – und vielleicht auch darauf, wie man die Kohle wieder reinbekommt, die man mit mehr als vollen Händen ausgegeben hat.
Und bei Facebook? Da grassiert innerhalb der kommenden Stunden der Hashtag #prayforbeirut … … … Eine große Explosion – zahllose Verletzte – einige Tote – schlimm, ohne Frage. Aber der Fokus der Menschen wird dadurch (noch mehr) abgelenkt auf das, was ansonsten in Sachen Covid 19 läuft … während die Beschneidung der persönlichen Freiheit munter weitergeht und das Selbstbestimmungsrecht, das uns naturgegeben zusteht, per Gesetz geraubt wird.

Auf- und ausräumen

Spätestens aufgrund meiner Beobachtungen in den vergangenen zwei Wochen und einer intensiven Auseinandersetzung über das Für und Wider sowie dem Zuhören, was die Menschen so von sich geben (nicht Politiker, Virologen – die übrigens auch ziemlich schweigsam geworden sind – und sonstige Pseudowissende), sondern Menschen, die ich gut zu kennen glaube, haben meine Überlegungen nach Sinn und Unsinn in meinem und im Leben generell befeuert. Ich bin teilweise entsetzt, wie intelligente, kluge Menschen argumentieren, wie sie sich hirnwaschen lassen, ohne kritisch zu hinterfragen und nicht mal bereit dazu sind, die Sachlage einfach mal aus einer anderen Position zu betrachten.
Für mich ist diese Krise gut, weil ich das große Ganze zunehmend erkenne, weil ich erkenne, dass ich mich schon seit Jahren nicht täusche und weil sie mich wieder hinführt zu dem, was wirklich wichtig ist und das Leben ausmacht.

Mit der Löschung meines Facebook-Kontos ist der erste Schritt getan.
Keine albernen Joke-Posts, keine gruseligen Tierquäler- und Naturzerstörer-Bilder/Meldungen, keine Panik verursachenden Weltuntergangsszenarien (z. B. durch bösewollende Viren), keine profilneurotischen Selbstdarstellungen von Was-weiß-ich-wem.
Obwohl ich vielleicht nur zwischen 30 und 60 Minuten täglich gefacebookt habe, schätze ich mich glücklich, diese Minuten nun anderweitig einzuplanen.

Was aber noch wichtiger ist: Die zahllosen visuellen Eindrücke und die Flut von absolut unnötigen Informationen belasten nicht länger meinen Geist. Kein auf Facebook geteilter Schwachsinn beleidigt meine Intelligenz.
Wir müssen genug Reize ertragen, findet ihr nicht auch?
Ich fühle mich befreit.
Es gibt ein Leben nach und ohne Facebook.
Ich brauche sowas einfach nicht, denn mein Leben findet hier statt, live und in Farbe, und wer mit mir bekannt sein will oder gar eine Freundschaft begründen möchte, weiß, wie und wo er mich findet – ganz ohne FB.

Bild von GraphicsSC auf Pixabay

Ein Kommentar zu “Nobody needs Facebook …

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