Jedenfalls, wenn man nach der einen Wahrheit suchen muss. Erst recht dann, wenn mehrere Personen mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen auf eine Sachlage (oder auch auf eine Person) gemeinsam die Wahrheit finden wollen.
Unterm Strich bleibt: Vertrauen
Also ist Wahrheit abhängig vom Vertrauen, das ich in einer Sache oder zu einer bzw. mehreren Personen habe? Zu einem Teil gewiss. Aber das mit dem Vertrauen ist ja auch so eine verzwickte Sache. Vertrauen ist ziemlich gefährdet, da es immer Menschen gibt, die einen hinters Licht führen (wollen). Wenn es ihnen gelingt, aber irgendwann doch die Wahrheit herauskommt, ist das Vertrauen … na, zumindest beschädigt. Und je nach Wichtigkeit einer Angelegenheit kann das Vertrauen auch ganz futsch sein. Schlimm.
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Vertrauen nichts ist, das ich mit dem Verstand erzeuge, erhalte oder eventuell verliere. Vertrauen ist ein tiefes Gefühl von Sicherheit; einmal in mich selbst und dann in eine Sache oder Person. Und wenn es enttäuscht wird, beschädigt oder futsch ist, braucht es lange, bis es wiederkehrt. Denn: Ein Gefühl kann nicht mit guten Worten wiederhergestellt werden oder durch den Verstand erzeugt. Ein Gefühl wird stets durch ein anderes ersetzt. Vertrauen wird zum Misstrauen, und umgekehrt schwindet das Misstrauen allmählich, wenn das Gefühl (!) des Vertrauens wieder einzieht.
Keine Grauzonen dazwischen
Es gibt tatsächlich keine Schattierungen zwischen Vertrauen oder Misstrauen. Entweder vertraue ich oder ich misstraue. Solange kein Misstrauen in mir spürbar ist, kann sich Vertrauen in etwas oder jemanden ganz unvoreingenommen und entspannt entwickeln. Und weil das recht lange dauern kann, ist das Vertrauen, wenn es da ist, so wertvoll.
Misstrauen kann von Beginn an vorhanden sein; warum auch immer. Auch dieses Gefühl ist eben einfach da und funkt aus dem Bauch heraus ins Hirn, lässt mich wachsam sein, manchmal ohne konkreten Grund. Dann Vertrauen zu entwickeln ist schwerer, aber nicht unmöglich.
Innerhalb von Vertrauen und Misstrauen – wenn man jedes für sich sieht – sind Grauzonen vorhanden. Mir kommt gerade in den Sinn, dass Vertrauen von „unten nach oben“ und Misstrauen von „oben nach unten“ wächst. Vertrauen ist ein kleines Saatkorn, das allmählich aufgehen kann und erblüht. Misstrauen ist anfangs häufig stark und groß, aber je mehr das kleine Saatkorn des Vertrauens erblüht, umso mehr fällt das Misstrauen in sich zusammen.
Ist das dazwischen dann nicht doch eine Grauzone? Mhm. Vielleicht, wenn man zwischen beiden abwägt. Aber das halte ich für Berechnung, finde ich nicht gut.
Gefühle sind nicht rational
Das ist einfach so – Punkt.
Ja ja, ich höre schon den Widerspruch mancher Zeitgenossen, dass unsere Gedanken sehr wohl Gefühle erzeugen. Im Coaching, in der Psychologie bin ich auch etwas zu Hause. Aber dennoch behaupte ich, dass so starke Gefühle wie Vertrauen und Misstrauen nicht allein durch die Gedanken zu einer Person oder einer Sachlage erzeugt werden können; erst recht lassen sie sich nicht wegdenken. Unser Bauchgefühl ist ziemlich beharrlich und die Gefühle nur schwer zu verdrängen.
Zumindest kehren sie in schöner Regelmäßigkeit unser Leben lang wieder, krabbeln aus dem Unterbewusstsein, in das wir sie sicher eingesperrt glaubten. Stellen wir uns also lieber unseren Gefühlen und betrachten sie mit Klugheit und Verständnis …
Was ist nun mit der Wahrheit?
Schwer. Echt schwer, kann ich euch sagen!
Vielleicht gibt es in manchen Angelegenheiten tatsächlich nicht die eine Wahrheit?
Vielleicht liegt es ja daran, dass Wahrheit kein Gefühl ist? Der Gedanke kommt mir erst jetzt, bin überrascht. Was ist denn dann Wahrheit? Ein Konstrukt von Fakten, die beweisbar sind, und wie Worte auf einem weißen Blatt Papier festgeschrieben werden können?
Da bin ich wieder beim Vertrauen und Misstrauen. Dreh mich im Kreis.
Meine Lösung
Ob es eine ist, lasse ich dahingestellt sein. Aber es ist meine Art, mit der Diskrepanz zwischen Vertrauen und Misstrauen umzugehen, wenn sie sich einstellt und eine Wahrheit infrage stellt. Merkt ihr was? Ich habe „eine“ Wahrheit geschrieben … das lässt ja tief blicken, und ich muss da sicher noch eruieren.
Aber bleiben wir zunächst mal bei meiner Lösung. Einige Male in meinem Leben kam ich in eine Situation, in der ich plötzlich nichts fühlte. Beim ersten Mal ein Schock! Das kannte ich nicht. Dieses Nichts. Diese Leere. Und ich musste lange darüber nachdenken. Bei genauer Betrachtung kam ich darauf, was das ist.
Wenn etwas, das mir jemand sagt, oder sein Verhalten sich konträr zum stets Geäußerten zeigt, wenn sich alles ebenso wahr wie gelogen bzw. irreführend/gespielt/völlig unauthentisch anfühlt, dann entsteht dieses Nichts. Und dann gibt es weder Vertrauen noch Misstrauen, sondern einfach Leere. Ich lernte, diesem Gefühl von Leere zu vertrauen und es anzunehmen. Die Folge: Mein Verstand begann gar nicht erst, misstrauische Gedanken zu spinnen, da sie stets in ein Nichts führten.
Inzwischen bin ich fast sicher, dass Wahrheit in ein und derselben Angelegenheit für mehrere Beteiligte ein etwas anderes „Gesicht“ haben kann. Letztlich liegt es in jedem Einzelnen, zu entscheiden, was ihm wahr erscheint und was nicht.
Und ich überlege gerade, ob das – manchmal zumindest – wirklich so bedeutsam ist, die/nur eine Wahrheit unbedingt finden zu wollen, sie dann schließlich sogar zu zementieren – Fragezeichen.
Bild von Sophie Janotta auf Pixabay
Hallo, um die eine wahrheit zu erkennen hilft eine ganz, simpel gesagt, einfache uberprufung. Die eine wahrheit ist absolut, und steht fur sich selbst. Unveranderlich, unwiedersprüchlich, allumfassend, einfach, allgegenwärtig und jedem zuganglich….das ist eine formel die ich dem Vertrauen vorziehe.
Grusse
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