Das ist der Wahnsinn

Es
ist
voll krass,
mega aufregend
und unfassbar!
Ich habe eine Hauptrolle bekommen.

Figur unbekannt

Tja, wie kann denn das sein? Ein ‚Theaterstück‘, mich in der Hauptrolle, und die Figur, die ich spielen soll, ist unbekannt? Das ist relativ leicht erklärt, und doch werden es nicht sehr viele Menschen verstehen.

Schauspieler in vielen Rollen

Ist doch so, oder? Man muss eigentlich kein Schauspieler sein, um in einem Theaterstück oder einem Kinofilm eine Rolle zu spielen. Denn schon in unserem eigenen Leben schlüpfen wir in die unterschiedlichsten Rollen. Eine Frau kann Freundin, Ehefrau, Geliebte, Mutter, Hausfrau, darüber hinaus Verkäuferin, Sekretärin, Chefin eines Unternehmens, Pädagogin und vieles mehr sein; alles in einer Person, alles in einem Leben. Ein Mann schlüpft in ebenso viele Rollen.

Die Persönlichkeit

Bei all den Rollen, die wir ’spielen‘, bleiben wir jedoch wir selbst. Unsere Persönlichkeit bleibt, was sie ist. Lediglich bestimmte Fähigkeiten und Talente sowie Erlerntes aus Erziehung und (Lebens-)Erfahrung leben und nutzen wir in den jeweiligen ‚Rollen‘.
So weit der Normalfall.
Und was ist nicht ’normal‘? Über all die Rollen, die wir ausüben, das Selbst völlig vernachlässigen – oder es gar nicht kennen zu lernen.

Viele starke Rollen, keine Identität?

Jetzt wollte ich eigentlich schreiben: Sehe ich Fragezeichen? Aber diese Frage muss ich nicht stellen, denn ich bin sicher, statt Fragezeichen in den Augen, habt ihr die Augenbrauen wissend unter den Pony geschoben (geht auch ohne Pony *lach*). Denn es ist eine Tatsache, dass es viele Menschen gibt wie mich, die Zeit ihres Lebens genau und nur die Rollen einnahmen, die vom Umfeld erwünscht und gefordert waren. Irgendwann entdeckt aber fast jeder, dass irgendwas nicht stimmt, nicht stimmen kann. Spätestens wenn die ‚Rollen‘ wegfallen, wenn sie ausgespielt sind und die ‚Stücke‘ abgesetzt, entsteht ein Gefühl der Leere, tauchen Fragen auf, die sich nicht einfach beantworten lassen, fällt man in eine (bisweilen tiefe) Nachdenklichkeit und/oder Traurigkeit. Ich denke, nur die wenigsten Menschen denken nicht weiter darüber nach, sondern nehmen es einfach irgendwann hin. Ich nicht.
Plötzlich war ich dann nur noch ‚ich selbst‘.

Wer ist ‚ich selbst‘?

Sein oder nicht sein – müsste ich dafür nicht zuerst die Frage klären, wer und wie ich bin, da ich nicht weiß, welche Rolle ich spielen soll, nachdem alle bisherigen aus dem einstigen, reichhaltigen Angebot nicht mehr gefragt sind?
Was mir bis jetzt fehlte, war ein Gefühl für mich selbst. Solange ich meine Bedürfnisse, denen aller anderen unterordnete und einzig danach strebte, alle anderen zufrieden, glücklich, gesund, stark … zu machen, habe ich eigene Bedürfnisse gar nicht wahrgenommen und Gefühle lieber unterdrückt, denn die störten bei der Pflichterfüllung, die ich mir – weiß der liebe Himmel, warum – selbst auferlegt hatte.
Nun sind die Rollen futsch, und meine Bedürfnisse stehen am Türspalt Schlange und … nein, sie bitten nicht um Einlass. Sie fallen regelrecht über mich her. Mit ihnen lerne ich Gefühle kennen, vor allem die unangenehmen, die ich eingekerkert hatte. Irgendwer hat ihnen irgendwann vor kurzem den Schlüssel gegeben. Das haben sie schamlos ausgenutzt. ein einer Schlange zu stehen, gefällt ihnen gar nicht. Sie halten sich an keine Ordnung, keinen Zeitplan und fragen nicht nach meiner Bereitschaft, mich ihnen zu widmen. Heißt im Klartext: Die erscheinen, wann sie wollen, meist in den unpassendsten Situationen. Ich habe aufgegeben, mich ihnen zu entziehen. Inzwischen bin ich sogar bereit, dass ich ihnen die Türe sperrangelweit aufreiße. Der Umgang mit ihnen ist leichter, wenn ich ihnen gestatte „zu sein“.
So ganz allmählich bin ich nun fast eins mit mir geworden. Und reif für die eine wichtige ‚Rolle‘.

Die Figur bin ich – und das ‚Theaterstück‘ ist mein Leben

Zumindest das, was davon übrig ist, und da hoffe ich, dass ich mich etwa am Ende des zweiten Drittels befinde. Manches Eishockey-Team kann im letzten Spieldrittel das Ruder noch völlig herumreißen. Das schaffe ich fürs letzte Lebensdrittel auch.
Als mir mehr als klar bewusst wurde, dass ich die „alten“ Rollen gar nicht mehr spielen will, öffnete sich vor meinem geistigen Auge ein großes Tor, über dem ABENTEUERLAND stand. Und als ich in mein Auto stieg und das Radio einschaltete, hörte ich ‚PUR‘ mit ebenjenem Titel. Lauscht mal rein. Auch wenn Hartmut Engler von einem kleinen Jungen singt, kann man den Text auf ein kleines Mädchen beziehen; und das war ich schließlich mal. – Und bin es noch 😉

Noch Fragen?
Ich spiele ab sofort die Rolle meines Lebens: MICH.

Das wird noch spannend werden.

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